Start der Altholzverbrennung bei BS|Energy: Die FRAKTION.BS – DIE LINKE., Volt und Die PARTEI hinterfragen die Einführung

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„Dass der Einstieg in die massenhafte Verbrennung von Altholz ein wichtiger Meilenstein hin zur klimaneutralen Wärmeversorgung sei und die Luftqualität verbessere, wird von uns massiv angezweifelt“,

so die umweltpolitische Sprecherin von Die FRAKTION – DIE LINKE., Volt und Die Partei im Rat der Stadt Braunschweig, Gisela Ohnesorge. Damit bezieht sie sich auf Äußerungen vom Aufsichtsratsvorsitzenden von BS|Energy und Oberbürgermeister Dr. Kornblum zur Inbetriebnahme der Altholzverbrennungsanlage an der Hamburger Straße und der Altholzaufbereitungsanlage in Broistedt. „Es ist zu bezweifeln, dass die Verbrennung von Altholz tatsächlich die Alternative zur Kohleverbrennung darstellt.“

Ökologische Auswirkungen der Altholzverbrennung durch BS Energy

So haben zuletzt im Juni 2022 NABU, Deutsche Umwelthilfe, Robin Wood und Biofuelwatch ein gemeinsames Papier zum Thema Altholzverbrennung veröffentlicht. Hier wird festgestellt, dass andere europäische Länder das Altholz in erster Linie zur Produktion von Spanplatten und ähnlichen Produkten wiederverwenden. Das ist in der Bundesrepublik anders. Laut Bundesumweltamt fallen pro Jahr 9 Millionen Tonnen Altholz an, wovon 1,8 Millionen Tonnen sogar importiert werden müssen, da 7,5 Millionen Tonnen verbrannt werden. Nur durch die Importe wird eine magere Recyclingquote von 17 % erreicht. In Frankreich beträgt diese Quote 67% und in Italien sind es sogar 82%. Mit der vollständigen Verbrennung des eigenen Altholzes wird in Deutschland auch massiv gegen die von der EU vorgegebene und im deutschen Kreislaufwirtschaftsgesetz umgesetzte Abfallhierarchie verstoßen. Praktisch bedeutet die Verbrennung von Altholz, dass für die Produktion von Spanplatten und ähnlichen Produkten Bäume gefällt werden müssen. Außerdem heißt es im Papier der Umweltverbände, dass die Verbrennung sehr großer Altholzmengen, trotz entsprechender Filter, zu erheblichen lokalen Luftverschmutzungen führen kann. Es werden vor allem Feinstaub, aber auch Schwermetalle und hochgiftige Dioxine und Furane ausgestoßen. Der ausgestoßene Ruß hat ein Treibhauspotenzial von bis zu 3.200 CO2-Äquivalenten und trägt damit zur Klimaerwärmung bei.

Vor dem Hintergrund, dass BS|Energy die Verbrennung von 180.000 Tonnen Altholz plant, muss davon ausgegangen werden, dass die Prognose der Umweltverbände auf Braunschweig zutrifft. Mit diesem Wissen ist es gänzlich unklar, auf welcher Basis sich der Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende von BS|Energy, Dr. Kornblum, am 17. Mai in der Braunschweiger Zeitung (BZ) zitieren lässt, dass die Stadt Braunschweig durch die Umstellung auf die Altholzverbrennung, 270.000 Tonnen CO2 sparen könne.

Dabei ist der LKW-Verkehr noch gar nicht berücksichtigt. Laut BZ vom 17 Mai kann das neu errichtete Altholz-Hackschnitzel-Werk von veolia in Broistedt 50 LKW am Tag abfertigen.

Altholzverbrennung bindet BS Energy stärker an Veolia

Ein weiteres Problem besteht darin, dass der Veolia-Konzern seine Position bei BS Energy stärkt, indem er der Altholzlieferant für BS|Energy wird. Im Vorfeld der Vergabe der Konzessionen für Strom und Gas an BS|Energy wurde insbesondere von der damaligen Linksfraktion gefordert, dass die Ausschreibung genutzt werde um die Stellung der Stadt bei BS|Energy zu erhöhen. Am Ende kam ein Mini-Kompromiss heraus, der vorsah, dass die Thüga als Holding kommunaler Stadtwerke weitere 24,8% der Anteile übernahm, der Veolia-Konzern aber mit 50,1% Mehrheitsaktionär blieb. Diese minimale positive Entwicklung wird durch das Thema Altholzverbrennung offenbar zunichtegemacht. So soll der Veolia-Konzern, ohne Beteiligung der anderen Gesellschafter von BS|Energy in Broistedt eine Aufbereitungsanlage für Altholz errichtet haben. Diese Anlage soll pro Jahr 180.000 Tonnen Altholz reinigen und in Hackschnitzel verwandeln. Genau die gleiche Menge soll BS|Energy pro Jahr benötigen. Laut BZ von 17. Mai hat Veolia eine Liefergarantie über mehrere Jahre abgegeben. Damit wäre Veolia der einzige Altholzlieferant von BS|Energy.

„Es ist unklar, warum nicht alle Gesellschafter von BS|Energy, also die Stadt, die Thüga und Veolia, die Altholzhackschnitzelanlage betreiben“, kritisiert der finanzpolitische Sprecher von Die FRAKTION – DIE LINKE., Volt und Die Partei im Rat der Stadt Braunschweig, Udo Sommerfeld. „Dass der Veolia-Konzern seine Position stärkt und der Oberbürgermeister die damit einhergehenden Risiken für die Stadt Braunschweig noch öffentlich begrüßt, ist überhaupt nicht nachvollziehbar.“


Um zumindest eine transparente Darstellung des Themas zu erreichen hat unsere Fraktion die beigefügten Anfragen zum FPDA oder Rat gestellt.

Anfrage: Altholzverbrennung bindet BS Energy stärker an Veolia

Anfrage: Ökologische Auswirkungen der Altholzverbrennung durch BS Energy

 

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